Anders als andere Städte hat Berlin kein richtiges Stadtzentrum, wo sich alles geballt wiederfindet. Denn man lebt hier jeweils in seinem kleinen Reich, seinem Kiez. Jeder Stadtteil hat seine eigene Infrastruktur geschaffen, die auf die dort Lebenden zugeschnitten ist, seien es Geschäfte, Gastronomie, oder auch Friseure. Seit ich vor 15 Jahren nach Berlin gezogen bin, hat mich die Unterschiedlichkeit der Kieze fasziniert. Durch die Teilung Berlins ist dieses Phänomen wohl einzigartig.
Mit diesem Projekt möchte ich versuchen, die noch teilweise erkennbaren Unterschiedlichkeiten der Quartiere zu dokumentieren. Hierfür habe ich Parameter (Mood, Fassaden, Hauseingänge, Friseure, Mi(e)twohnen, Kommerz, Ausgehen, Menschen, Historie) gewählt, die für mich einen Stadtteil ausmachen und prägen.
Schon immer habe ich gerne Dinge beobachtet und analysiert. Daher sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass es sich, wie der Titel schon ausdrückt, um eine PERSÖNLICHE Bestandsaufnahme handelt. Hätte es jemand anderes gemacht, wäre vermutlich ein anderes Buch entsanden.
Außer den aufgeführten Bildern liegen die Bildrechte bei Jochen Haussecker. Über ein feedback würde ich mich sehr freuen. Auch wenn Bilder gewünscht werden, stelle ich sie gerne zur Verfügung
Kein Stadtteil steht für mich persönlich für Berlin so wie Kreuzberg. Schon seit den späten Siebzigern steht er für mich für Freiheit, Chaos, Subkultur, Individualität und vieles mehr. Was in den wilden Achzigern in Kreuzberg erkämpft wurde, hat sich auch in vielen anderen Stadtteilen vor der Gentrifizierung gezeigt. Die damals erkämpfte Freiheit ist bis heute ein elementarer Bestandteil, was das Leben in Berlin ausmacht. Daher musste Kreuzberg einfach in mein Projekt aufgenommen werden.
Das ist der Kiez, der seit 1989 wohl den größten Wandel vollzogen hat. Von einem doch sehr heruntergekommenen Stadtteil, hin zu einem Vorzeigekiez. Der Kollwitzkiez ist das Quartier, bei dem das Wort „Gentrifizierung“ wohl am meisten angebracht ist. Außerdem war es quasi der erste Bezirk bei dem der soziale umstrukturierungsprozess eines Stadtteils begonnen hat.
Irgendwie hatte ich immer eine Faszination für die riesigen Gebäude außerhalb des S-Bahn-Rings. Viel hatte ich gehört von Marzahn, nicht nur Gutes, bin aber noch nicht da gewesen. Jedoch war es der Stadtteil, der mich am meisten überrascht hat, und das zum Positiven.
Die Eltern einer Freundin wohnen dort, und wir haben da manchmal im Garten Geburtstag gefeiert. Immer empfand ich es spannend, in einen Stadtteil zu kommen, der offensichtlich so gar nichts mit einer Großstadt zu tun hat. Ja, wie der Name schon sagt. Es ist ein Dorf mit dörflichem Charakter, aber jedoch nur 15 Minuten entfernt vom Ostkreuz. Wie ist es dort in Sachen Infrastruktur und Lebensgefühl. Das hat mich Interessiert.
„Der Wedding kommt“. Seit Jahren gibt es diesen geflügelten Satz. Aber wann kommt er denn, und kommt er überhaupt? Ein anderes Sprichwort, das ich kenne, heißt: „Komm gut über den Wedding“, was auf die Kriminalität im Wedding anspielt. Ich war zuvor nie „inmitten“ des wahren Weddings. Daher war ich umso gespannter, was mich dort erwartet und wollte diesen Stadtteil entlang der Müllerstraße näher erkunden.
Das ist der Kiez, in dem ich seit nun 15 Jahre lebe, darum muss er unbeding in dieser Buchserie aufgenommen werden. Meist geliebt, machmal auch das Gegenteil davon. In den 15 Jahren ist viel passiert. Damals war noch vieles grau, viel Graffiti, politisch und ein bisschen chaotisch. Inzwischen kann sich der Kiez aber nun wirklich sehen lassen. Das hat sich leider auch rumgesprochen, so dass mittlerweile viele gut Betuchte, und erlebnishungrige und Partytouristen angezogen werden. Ich sehe das Ganze eher kritisch und wünsche mir eigentlich meinen alten Kiez zurück.
Der wohl bekannteste Stadtteil West-Berlins. Kein anderer steht für das großstädtische, mondäne Berlin mit all seinen Wandlungen seit den 20er Jahren. Heute vor allem bekannt durch den konsumorientierten Kurfürstendamm im oberen Teil und den Luxusgeschäften im unteren Teil. Aber was ist rechts und links dieses Boulevards zu finden? Allein das für mich der Grund, diesen Stadtteil mit in die Serie zu nehmen, um herauszufinden, wie es denn dort heute aussieht.
Das jüngste Kind der Gentrifizierung. Nachdem im Prenzlauer Berg und Friedrichshain der Prozess fast abgeschlossen ist, steckt Neukölln mitten in diesem Dilemma. Ich empfinde es jedoch sehr spannend, weil mich in Sachen Improvisation und alternatives Lebensgefühl viel an die Zeit errinnert, als ich nach Berlin gekommen bin.
Ich suchte unbedingt einen Stadtteil im Osten der Stadt, der für gar nichts bekannt ist. Ja, es gibt den See, den größten jüdischen Friedhof Europas, und Bruce Springsteen hat dort zu DDR-Zeiten ein legendäres Konzert gegeben. Aber wie lebt es sich dort, in diesem unbeschriebenen und bei meinen Freunden auch gänzlich unbekannten Bezirk? Das hat mich sehr interessiert, und darum kam Weissensee mit in dieses Buchprojekt.
Ich war noch nie dort, habe aber gehört es soll schön und nobel sein. Und ja, so ist es. Es ist wohl das Quartier, das so outstanding ist wie kein anderes. Es gibt ja auch andere teure Stadtteile wie Kollwitzkiez oder Charlottenburg. Das Villenviertel im Grunewald übertrifft jedoch alle.
New York. Du hast mich nicht enttäuscht. 150.000 Schritte und über 1000 Fotos sprechen Bände. Bei der Frage “Wo willst du denn mal hinreisen”, war meine Antwort schon immer: “Außer New York interessiert mich kein Reiseziel so wirklich.“ Und jetzt, 2023, war es endlich so weit. Ich durfte meine Traumstadt erleben.